Die Geschichte

Von der elektrischen Bassgitarre zur akustischen Bassgeige...

Nachdem ich 2012 angefangen habe, einen bundlosen E-Bass zu spielen, wollte ich jetzt auch einen akustischen Bass haben.
Ursprünglich wollte ich mir eine Bassgitarre selbst bauen und habe viel im Internet recherchiert und mir Ideen geholt. Dabei habe ich aber was anderes, aber doch vergleichbares gefunden: Eine 1/4-Bassgeige, die billig zum Verkauf stand, weil sie einen Riss in der Decke hatte.
Außer den Riss habe ich bei diesem Kontrabass dann noch weitere Sachen entdeckt, die zu reparieren oder zu optimieren waren.

Ausgangssituation

Der Riss, leider ein sogenannter "Stimmbruch":


Das heißt, die Decke muss abgenommen werden, um den Riss zu schließen und um ein Stimmfutter zur Verstärkung anzubringen

Der durch die lange Standzeit verbogene Steg:

Decke abnehmen

Anfangs war ich mir noch unsicher, ob ich das selbst machen sollte.
Nach erneuten vielen Internetrecherchen, wobei ich auch ein paar sehr praktische Videos fand, traute ich mich dann doch drüber.

Vom Halsansatz an, wo bereits ein kleiner Spalt war, löste ich den Rand der Decke an beiden Seiten.





Ein Makrofoto von einer der wenigen Stellen, wo es nicht so gut funktionierte:

Dann kamen die sehr schwieriegen Stellen drann. Zuerst am unteren Ende, beim Saitenhalter-Sattel...

... dann beim Halsfuß

Im Großen und Ganzen funktionierte das recht gut, obwohl ich damit noch keinerlei Erfahrung hatte.

Riss flicken

Um den Riss mit einer Leiste wieder zuleimen zu können, musste ich zuerst einmal den Spalt mit einer Säge vergrößern und die schräg verlaufenden Kanten gerade schnitzen.

Die fertig eingeleimte Leiste:


Natürlich musste dann noch der Überstand an der Außen- und Innenseite wieder entfert werden.

An der Innenseite habe ich den Riss noch mit rauteförmigen Plättchen verstärkt.

diverse Ausbesserungsarbeiten

Nachdem beim Abnehmen der Decke doch einiges ausgerissen ist, musste ich das alles wieder richten...










Am Wirbelkasten waren zwei abgerissene Schrauben zu entfernen und die dadurch entstandenen Löcher wieder mit Holzstoppeln zu verschließen, damit die neuen Schrauben wieder halten.


Passende Ersatzschrauben habe ich im Baumarkt gefunden. Sind zwar nicht so schön goldfarben, wie die alten Messingschrauben, passen aber trotzdem ganz gut zu den Mechanikenplatten.


Weil das Loch in der Birne, wo der Stachel gehalten wird, einseitig etwas aufgeweitet war, habe ich ein feines Holzplättchen hinein geleimt, damit der Stachel wieder schön gerade sitzt.

Stimmfutter

Damit der Bereich der Decke, wo der Stimmstock steht, wieder einheitlich ist, habe ich ein Stimmfutter eingesetzt.



Die zuvor über den verschlossenen Riss geklebten Plättchen habe ich auch noch etwas dünner gemacht.



Decke anleimen

Außer dass ich mir schon lange vor dem Anleimen der Decke die Spezial-Sraubzwingen gebaut habe, ist nicht viel zu sagen. Die Zarge habe ich nur ganz leicht seitlich zusammengedrückt, damit diese mit dem Rand der Decke wieder zusammenpasst.


neuer Steg

Nachdem der alte Steg eben stark verbogen war, musste ich einen neuen einrichten.
Zuerst die Stegfüße an die Deckenwölbung anpassen und unnötiges Material wegschneiden:


Nachdem ich schon die Kerben für die Saiten gemacht hatte, mussten die Saiten dann noch weiter hinunter, aber auch noch seitlich versetzt werden.

neuer Halskeil

Weil der alte Steg seltsam klein aussah und ich auch von einer anderen Kontrabassreparatur gelesen habe, wo der Winkel vom Griffbrett erhöht wurde, beschloss ich dies auch zu tun.
Dazu habe ich einen sehr dünnen Keil aus einem massiven Buchenholz herausgeschnitten.


Das Zusammenleimen vom Keil mit dem Griffbrett und mein verlaufender Übergang zum Halsfuß:

Das Anleimen am Hals:

neuer Untersattel

Nachdem der alte Untersattel sehr schief gestanden ist und an die Decke gedrückt hat, habe ich einen neuen konstruiert, der sich abnehmen lässt. Das ungefähre System habe ich mir vom Untersattel nach Moser abgeschaut, den es in einer höhenverstellbaren Variante gibt. Der Trick dabei ist, dass der Untersattel mit dem Seil nach unten gezogen wird, damit er nich weg kippt. So steht er nur auf dem massiven Klotz und stützt sich unten an der Zarge ab. Den Untersattel und den Saitenhalter verbindet ein hochfestes 3mm-Kunststoffseil (950daN Bruchlast).

Zuerst habe ich dieses System mit einer anderen Schnur grob getestet:

Bevor ich das Seil eingebaut habe, habe ich Saitenhalter und Untersattel noch mit Hartwachsöl behandelt.

Das Zusammenbauen (Spleißen) vom Seil:


Fertig montiert:


neue Saiten

Mit den alten Saiten habe ich einmal grob den Abstand und die Höhe am Steg eingerichtet. Weil sie aber an der Stelle wo sie am Steg auflagen zu sehr geknickt sind, habe ich gleich neue Saiten besorgt. Mit den neuen Saiten lässt sich die Position vom Steg besser einstellen.

Die neuen Saiten habe ich vorsichtig gespannt und auf ihre zukünftige Stimmung eingestellt.

Zum Glück passt die Länge perfekt zum Instrument...

Im gestimmten Zustand habe ich gleich noch die Höhe mit meinem selbst gebauten Innentaster abgemessen, die der Stimmstock dann haben sollte.
Hier der Vergleich zur Länge des alten Stimmstocks:

Oberfläche

Die Oberfläche habe ich zuerst noch mit feinem und sehr feinem Schleifpapier behandelt und dann mit einer Schicht "Arbeitsplatten-Wachsöl" (mit Bienenwachs) und zwei Schichten "Hartwachsöl (mit Carnaubawachs) überzogen

Nach dem Abschleifen:

Mit der Bienenwachs-Grundierung:


Mit der ersten Schicht Carnaubawachs:

Und die zweite Carnaubawachs-Schicht für den Glanz (mehr oder weniger):

Stimmstock

Zu guter Letzt brauchte ich nur noch einen passenden Stimmstock. Die benötigte Länge hatte ich ja zuvor schon abgemessen. Den alten Stock habe ich an Hand dessen, noch mit etwas Überlänge abgesägt und dann versucht, ihn mit dem Schnitzmesser anzupassen. Das ist mir leider nicht so gelungen, wie ich mir erhofft hatte, aber zumindest konnte ich ihn wieder ungefähr an die alte Position stellen. Dann brauchte ich nur mehr die Saiten wieder zu stimmen.

Fertig!

Nach fast drei Jahren bin ich mit der Reparatur schließlich fertig.